Archives for: Juli 2015

4.0

Geschafft, es ist soweit – auf in ein neues Jahrzehnt! Was da noch so alles kommen wird, simma gspannt.

Ich muss zugeben, dass ich sehr gerne Geburtstag hab (ja, auch noch mit 40). Wow, was für eine hohe Zahl. Trotzdem fühlt sich´s immer noch gut an – selbst wenn man ganz normal arbeiten geht, sieht man diesen Tag vielleicht doch etwas entspannter als sonst.

Ein bisschen Wehmut ist vielleicht schon auch dabei, wenn ich so zurückblicke auf die Zeit, die bisher vergangen ist. Und ja, ich frag mich wirklich, wer da an der Uhr gedreht hat. Geht ja wirklich alles viel zu schnell – im Gegensatz zu Kindertagen, wo ein Tag eine kleine Ewigkeit sein konnte. Oder in der Zeit des jungen Erwachsenseins, wo man es nicht erwarten konnte, endlich auf eigenen Beinen zu stehen und sein Leben in die Hand zu nehmen.

Wo sind denn bitte nur die letzten zehn Jahre geblieben? Meinen 30er hab ich etwas größer gefeiert, damals mit Baby-Bauch und Hawaii-Kette um den Hals. Ich erinnere mich noch haarscharf dran, als wär´s gestern gewesen: Die Sonne wurde mit Blues-Getrommle auf einer Riesen-Chips-Dose gerufen, irgendjemand (ja gut, da weiß ich nimma genau, wer´s war) hat im Pool Peter Cornelius gesungen.

Von den damaligen besten Kollegen der Welt hab ich – für damalige Zeiten das hyperoberüberdrübergenialeste technische Gerät überhaupt – geschenkt bekommen: den Mini-ipod, der heute immer noch mit uns auf Reisen geht, auf dem mittlerweile aber mehr Kinderplaylists gespeichert sind als Lieder (was uns bei „zufälliger Wiedergabe“ zu kräftigem Augenrollen regelmäßig dazu zwingt, die gemütliche Ratsch-Position zu verlassen und Titel 1 von „Hänsel und Gretel“ zu überspringen – die Lösung wäre eine Fernbedienung).

Und Karten fürs Frequency, das damals noch in Salzburg war, hab ich bekommen. Dort stand ich dann im Regen mit meinem schon eher fortgeschrittenen 6-Monats-Kugelbauch (die Jahre zuvor, ohne Baby an Board war´s eindeutig besser!). Bei Kosheen war wegen dem schlechten Wetter ein Stromausfall nach dem anderen – obwohl bei Kosheen macht das ja nix. Schauts, mein alterndes Hirn funktioniert tadellos!

Im Winter drauf begann die wohl aufregendste Zeit meines Lebens – ich wurde zum Muttertier. Ich erspare euch detaillierte Schilderungen zur Geburt Nr. 1 (ja, sagts danke!). Weil das, wovon viele so schwärmen und es als unglaublich schönes und unvergessliches Erlebnis bezeichnen, war für mich die Hölle auf Erden. Geburt Nr. 2 war – trotz aller positiven Gedanken – das gleiche in grün. A Schaas, auf gut Deutsch. Aber trotz allem: Guad is gonga, nix is gschechn – und meine zwei kleinen Prinzen würd ich für nix auf der Welt wieder hergeben.

Hormonbeladen wie ich nach den Geburten war, würd ich sagen: „Gebt mir den gleichen Cocktail bitte nochmal!“ Weil so rosa wie ich damals die Welt gesehen hab, das gibt´s wahrscheinlich nie wieder. Aber so unterschiedlich wie die Geburtserlebnisse sind, ist auch das vermutlich total individuell. Na wenigstens hatte ich eine schöne Zeit danach, wenn der Hauptact schon zum Vergessen war. Thema abgehakt.

Geburtstag. Man lässt sich´s gut gehen und freut sich, von netten Menschen umgeben zu sein, von ihnen zu lesen, mit ihnen zu ratschen. Ob mit Prinzessinnenkrönchen oder pinkem Geburtstagshut – Hauptsache stressfrei. Und: Es gab keinen Kuchen (außer den für die Kollegen, die das der Tradition wegen einfordern), Protestaktion halberfolgreich abgeschlossen.

Tja, ihr alle da draußen – ich hätt noch so viele große Gedanken, aber ich werde jetzt mal ein bisschen Pause machen. In meinem Alter ticken die Uhren schließlich schon etwas langsamer, junge Leute werden mir künftig noch öfter ihren Platz im Bus überlassen (ich sollte wieder öfter mit den Öffis fahren), die grauen Haare vermehren sich rasant und über die Haut ab 40 sowie diverse Problemzonen, die ich eh lebenslang schon habe, red ich jetzt gar nicht.

Ich werde in mich gehen, die letzten vier Jahrzehnte nochmal Revue passieren lassen und wer weiß, wer weiß… vielleicht gibt’s mal wieder einen kleinen Text?! Schaut´s halt wieder mal vorbei 😉

Bis dahin – lassen wir uns doch alle überraschen, denn ihr wisst: Das Leben kommt immer von vorn… merci beaucoup für´s Mitlesen & à plus!

Raus aus der Küche.

Eigentlich mag ich es schon sehr, das Kochen. Ich probiere gerne Neues aus und bin meistens frustriert, weil es erstens nicht so wie auf dem Foto im Kochbuch ausschaut und zweitens nicht so schmeckt, wie ich´s mir vorgestellt hab. Trotz aller Fehlkochereien gebe ich nicht auf, sammle weiterhin die „Frisch gekocht“-Magazine vom Billa oder kopiere (bzw. zeitgemäßer: fotografiere mit meinem Smartphone) Rezepte von überall her.

Unglaublich, aber wahr, früher (und damit meine ich sehr viel früher) hab ich mich gerne in die Küche gestellt. Ich und die Zutaten dort allein – am Ende wurden es absolute Gaumenfreuden. Ach was, mehr als das – Geschmacksexplosionen! Und gebacken habe ich wie eine kleine Göttin (vom Geschmack her aufgrund mangelnder Erfahrung vielleicht noch nicht so gut, dafür aber mit enormer Leidenschaft). Kochen – vor allem aber backen – hat mich entspannt, entstresst und entschleunigt.

Und heute? Die Leidenschaft ist auf der Strecke geblieben. Wie bei allem, was man tun muss. Die allergrößte und verhassteste Aufgabe überhaupt ist das Vorkochen, absolut keine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Von der Arbeit heim, es wird gemeckert über das Gemüse in der Lasagne, darin widerwillig herumgestochert und festgestellt, dass zumindest die Nudelblätter gut schmecken. Und kaum ist diese harmonische Szene vorbei, muss das Abendessen geplant und das Mittagessen für den nächsten Tag vorbereitet werden. Es gibt durchaus Tage, an denen ich die Küche kaum verlasse. Wo ist denn da bitte noch Platz für die Freude am Kochen?

Es ist so eine Zeitverschwendung, über Speisepläne nachzudenken. Recht viel Hilfe vom Rest der Familie ist nicht zu erwarten, weil sich nie jemand was anderes außer Schnitzerl, Palatschinken, Kaiserschmarrn oder sehr aufwändige Menüvariationen wünscht.

Über alles andere, was auf den Tisch kommt, wird ausreichend gemeckert (da können sie so richtig zur Hochform auflaufen, besonders wenn´s wieder mal zu viel Gemüse gibt). Außerdem ist es eine sehr nervige Angelegenheit, darüber nachzudenken, wann welche Lebensmittel für welches Essen gebraucht werden.

Nur mehr missmutig mache ich mich an diverse Backwerke – weil mein ich-nehm-Muffins-mit-Konto jetzt restlos erschöpft ist. Besonders zu Spitzenzeiten (hunderttausend Weihnachtsfeierlichkeiten, nochmal so viele Kinder-Sommerfeste und dazwischen Myriaden von Geburtstagspartys mit/ohne Familie, mit/ohne Freunde,…).

Und dann sind da noch die Ersatztermin-nochmal-Kuchen-Back-Sessions, weil ein Geburtstagskind in der Früh krank war. Oder noch besser (und tatsächlich passiert): Als der Geburtstagskuchen am Abend fertig verziert war, hat da ein kleiner Bub die Noroviren zur Party eingeladen. Hm, und den Kuchen hab ich dann natürlich auch nicht weitergebracht, den wollte einfach keiner haben. Komisch.

Seit dem letzten Back-Marathon ist noch nicht genug Zeit vergangen, dass ich mich schon wieder dranwagen könnte. Das braucht noch etwas, fürchte ich.

Ein besonderes Erlebnis ist auch das Kekse backen. Voller Vorfreude auf heimelige Winter-Wochenenden mit Glühwein (optional Tee oder alkoholfreier Punsch) stürze ich mich da rein, in Zusammenarbeit mit meinen Kindern, die nach den ersten fünf ausgestochenen Lebkuchen „total fertig“ sind und auch schon wieder den Spaß dran verloren haben. Nicht zu vergessen, dass nach einer halben Stunde Unterstützung der Kinder eine Komplett-Renovierung der Küche notwendig ist.

Doch einmal angefangen gibt es kein halten mehr – Vanillekipferl, Lebkuchen und Spritzgebäck müssen sein. Und die Dinkel-Schoko-Kekse wären schon auch noch gut. Und Kokosbusserl sind ja auch gschwind gemacht. Und die letzten kleinen Linzer werden am dritten Keks-Wochenende nur mehr lieblos vor dem Fernseher mit Marmelade zusammengeklatscht.

Kaum zu glauben, dass es früher mal spaßig war, Kexx-Backsessions abzuhalten. Jeder Gast hat einen Teig mitgenommen bzw. gemacht, der in gemütlicher Atmosphäre (mit ein, zwei Bierchen und guter Musik, gesellige Plauderei) verarbeitet wurde.  Am Ende gab´s natürlich eine Keks-Tauschbörse. Obwohl – so könnte ich mir das schon auch wieder vorstellen. Mag das wieder mal wer mit mir machen?? Bidddddeeee!

Die aktuellen Keks-Sessions arten dann immer so aus, dass ich mir jedes Jahr wieder schwöre – im nächsten Jahr gibt’s nur mehr Industrie-Kekse. Aber da bin ich am Ende wieder zu viel Gefühlsduselin und Traditionen-Verfechterin, weil Selbstgebackenes halt doch noch ein Stück romantischer ist und dem Ganzen mehr Atmosphäre gibt. Naja, ein Jahr später ist der ich-backe-nie-wieder-Weihnachtskekse-Vorsatz dann sowieso wieder vergessen.

Essen auf Rädern fände ich eine gute Alternative. Oder einen gutaussehenden Koch/mehrere gutaussehende Köche. Menschen, die nichts anderes gewöhnt sind, als allen ihre ganz individuellen Speisewünsche von den Augen abzulesen und dann sogar noch an den von ihnen gedeckten und schön dekorierten Tisch servieren – und mir diese Tortur (ich hab´s doch tatsächlich gegoogelt: „ein unangenehmes Erlebnis, das für jemanden eine Qual ist“) abnehmen.

Und weil ich meine Vorsätze immer voll durchziehe, total dahinter stehe und sie auf keinen Fall breche, verrate ich euch, wo ich gerade herkomme: Aus der Küche, der Kuchen war fertig… und der nicht mal für mich, sondern für die Kollegen, die meine liebevollen Backkreationen morgen hoffentlich zu schätzen wissen… :)

Blumenkind.

Unser Garten ist meine Lieblingsoase. Genussgarten, Naschbalkon, Kräuterterrasse – hört sich doch alles wirklich prickelnd an, alles alles alles will ich haben. Ich liebe nichts mehr, als von einer Blume zum nächsten Gemüsepflanzerl zu wandern und zu schaun, was sich so von einem Tag auf den anderen getan hat.

Und da tut sich so einiges. Gerade dann, wenns mal ein paar Tage schön warm ist, geben sie Gas, die Tomaten, der Lauch, die Kräuter, die Zucchini und Kürbisse. Ein Traum!

Nur es ist halt so eine Sache, das mit dem grünen Daumen. Ich hab ja keine Ahnung von nix. Als ich plötzlich einen ganzen Garten zum Austoben zur Verfügung hatte, begann das große Abenteuer.

Ungern erinnere ich mich an die ersten Versuche, Gemüse großzuziehen. Es war immer ein recht trauriger Anblick – die Tomatenpflanzerl wurden einfach nicht groß.

Bis ich erfahren habe, dass Tomaten Tomatenerde lieben. Also ab ins Lagerhaus, Tomatenerde gekauft. Und tatsächlich, es half! Nur die Ernte war nicht so ausgiebig. Da hab ich gehört, man soll ausgeizen (meinem damaligen Wissensstand zufolge bedeutete das, eben irgendwelche Blätter abzuzupfen). Also hab ich ausgegeizt, was das Zeug hielt – aber ich hab´s halt wahllos, einfach so nach Gefühl gemacht. Obwohl sie groß wurden, haben die Pflanzerl dann recht komisch ausgeschaut.

Ganz zu schweigen von den Anfängen mit dem neuen Hochbeet. Das Ziel war, sich den ganzen Sommer aus dem eigenen Garten zu ernähren – saisonale Küche lautete die Devise. Geschafft hab ich das natürlich bis heute nicht. Aber ich gebe nicht auf.

Damals hab ich noch nicht gewusst, dass gewisse Pflanzen mit anderen so überhaupt nicht können. Aber groß hinterfragt hab ich´s auch nicht. Bis ich gelesen habe, dass es doch tatsächlich auch in der Gemüseflora (?gibt´s das?) gute und schlechte Nachbarn gibt – ist bei Mensch & Pflanze also gleich.

Erst als ich den Auftrag bekommen habe, über Pflanzen-Liebe (ja, Pflanzen haben auch Hormone!) zu schreiben, war mir klar: Ich muss mich näher damit beschäftigen, mit den Pflanzen-Gefühlen. Jetzt, als Pflanzenversteherin versuche ich, „die Guten“ zusammenzubringen. Gelernt hab ich: Alles, was in der Küche gut zusammenpasst, verträgt sich auch im echten Hochbeet-Leben.

Trotz meines ganzen Gärtner-Wissens (das sich immer nur bis zur nächsten Ausgabe der neuesten Gartenzeitung hält), liebe ich es, einfach auszuprobieren. Weil man schließlich nur durchs Ausprobieren und Selbermachen lernt. Und wird´s was, freu ich mich wie a Christkindl. Wenn nicht, falle ich in eine tiefe Gemüse-Depression.

Angespornt werde ich durch´s Bruderherz. Sein Daumen ist schon sehr grün. Was allerdings noch dazukommt: Durch sein handwerkliches Geschick bastelt er sich die allerbesten, supercoolsten, megagenialsten Utensilien für seine Zöglinge selbst. Und weil ich zu tolpatschig bin, mir solche Sachen selbst zu machen, bekommt mein Erstgeborener diverse Aufträge (wie beispielsweise ein Spalier für die Kürbisse, das er aus Holzresteln zusammengenagelt hat).

Besonders unanstrengend und lustig großzuziehen sind Kartoffeln – keine bestimmte Sorte, wie ich rausgefunden habe. Weil selbst die winzigsten Erdknöllchen können Riesenwascher werden. Na jedenfalls im Frühjahr ein paar Erdäpfel ins Beet geschmissen, gibt’s im Herbst eine fröhliche Suche, ähnlich der Jagd nach den Ostereiern, eben aufs Hochbeet begrenzt. Außerdem ist es ein großartiger und meiner Meinung nach höchstpädagogisch wertvoller Zeitvertreib für Kinder.

Den Schnecken sowie allen anderen Schädlingen würde ein eigener kleiner Text zustehen. Aber weil sie mir heuer schon drei Mangold-Pflanzerl und fünf Salate weggefressen haben und es ganz toll finden, sich in meinem Lauch zu vermehren, diese Schweinderl, bin ich jetzt etwas trotzig und tu das nicht. So.

Um den gärtnerischen Wahnsinn noch ein bisschen voranzutreiben, renne ich jede Woche zur Bibliothek und versuche, die neueste Gartenzeitschrift zu ergattern. Nebenbei: Faszinierend, wie man jedes Monat ein ganzes Heft über Pflanzen schreiben kann! Dann schnappe ich alle guten Tipps und Ideen auf und lasse sie in meinem Garten wahr werden. Nein, das ist natürlich nicht so.

Abgesehen davon ist es ja so, dass die aktuellste Ausgabe sowieso immer vergriffen ist und ich immer die von vor ein paar Monaten lesen muss (weil auch die vom letzten Jahr bei irgendeinem Garten-Liebhaber zuhause liegt).

Hm, kein Wunder, dass in meinem Garten alles hinterher hinkt! Ich hab immer gehofft, das Klima wäre ein anderes als bei allen anderen Nachbarn, die baseballschlägergroße Zucchinis schon Anfang Juli ernten…

Bedingungslos.

Sie streiten viel, sie fallen einem ins Wort, verletzen sich, sind frech, schmollen, hängen oft und lange am Rockzipfel, haun noch eins drauf, wenns schon so richtig weh tut, sind laut und viel zu oft uneinsichtig, sagen grad heraus, was sie sich denken (was gegenüber Fremden oft peinlich enden kann), sie können auch ausgezeichnet nerven. Aber wir lieben sie trotz allem und sind auch in gewisser Weise abhängig von unseren Kindern.

Andererseits kuscheln kuscheln sie gern, haben einen ganz klaren Blick auf das Leben, hören wissbegierig zu, wenn sie was erzählt bekommen, lieben es, Neues zu lernen, lassen sich mit den einfachsten Dingen begeistern, sagen wirklich lustige Sachen, wenn sie sich ans Sprechen lernen wagen, stellen lustige Fragen, auf die man oft keine Antwort weiß und es ist unglaublich, sie einfach nur zu beobachten – beim „Großwerden“, und dabei, die Welt-Zusammenhänge zu verstehen. Und: sie lieben und brauchen uns auch.

Ich finde faszinierend, wie schnell Kinder lernen. Wie schnell sie überreißen, wie sie einen um den Finger wickeln können. Wie sie ihr eigenes Selbstbewusstsein entwickeln. Wie unterschiedlich Geschwister sein können, die vom ein und demselben Elternpaar stammen. Wie süß und herzlich sie in der einen Minute, dafür umso grausamer und frecher in der anderen sind.

Es erfüllt uns mit Stolz, wenn sie mit wundervollen Basteleien aus dem Kindergarten nach Hause kommen, rührt uns zu Tränen, wenn sie ihren ersten Auftritt beim Sommerfest haben. Es ist mitreißend, wenn sie das erste Mal am Rad sitzen oder anfangen ohne Flügerl zu schwimmen. Wir freuen uns über die guten Schulnoten und stehen zitternd nebenbei, wenn der Große das erste Mal am Skateboard steht.

Es ist rührend, wenn sie uns beim Kochen unterstützen wollen, obwohl es meist mehr Arbeit als Hlfe ist. Und ergreifend, wenn wir uns selbst aus ihren Mündern reden hören. Und dann – bäng – passiert eine Kleinigkeit, die alles aus dem Lot bringt und den Grant unbeschreiblich groß macht. Ein unerklärliches Phänomen, diese bedingungslose Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern.

Wir geben alles, ohne Erwartungen zu haben. Obwohl wir auch das Recht haben, sie wegen diverser Vorkommnisse einmal kurzfristig nicht so sehr zu mögen – ja, dieser Meinung bin ich und ich stehe auch dazu. Trotz allem ist sie bedingungslos, die Liebe – weil sie trotz ungünstiger Umstände (siehe erster Absatz) fortbesteht.

Die Liebe ist schon lange Thema – ob in Theaterstücken, Gedichten oder natürlich Liedern aller Genres. Menschen gibt´s, die sehen die bedingungslose Liebe sogar als einzig wahre Liebe an. Dieser Meinung bin ich nicht, weil´s bis dahin noch unglaublich viele liebe Zwischenstufen gibt.

Was wäre aber, wenn uns all diese Grauslichkeiten jemand anderer „antun“ würde? Wir würden ihn oder sie mit bösen Blicken bestrafen, beschimpfen oder im schlimmsten Fall gar die Freundschaft kündigen. Zumindest wären wir enttäuscht oder verärgert, beleidigt und traurig, verzweifelt oder eifersüchtig. Wir würden uns in unser Schneckenhaus zurückziehen und dort in Selbstmitleid suhlen. Wir wären einfach total unglücklich (und würden im schlimmsten Fall anfangen zu essen oder zu trinken).

Was hilft dagegen? Ja, eben diese bedingungslose Liebe. Funktionieren tuts aber halt nur bei unserem eigen Fleisch und Blut, das schreiend und bitzelnd vor einem steht, brüllend am Boden der Supermarktkassa liegt oder uns als „schrecklichste Eltern der Welt“ beschimpft, weil´s den Kaugummi oder das Spielzeug-Auto halt jetzt mal nicht gibt.

Kinder dürfen weinen, keine Frage. Und wir müssen nicht immer nachgeben, wenn sie sich was Bestimmtes einbilden oder glauben, uns immer nach ihrer Pfeife tanzen lassen zu müssen (was wir im übrigen eh viel zu oft tun – weil wir sie lieben, das Beste für sie wollen und alle ein bisschen „Hubschrauber“ sind).

Das mit dem Verzeihen geht dann meist recht schnell. Hat das Drama ein Ende genommen und haben sich die Wogen wieder geglättet – zumindest im Fall diverser Kinderdramen, bei Freundschaften oder Beziehungen dauert´s länger bis ewig – sagt man gerne (hört es mittlerweile aber überhaupt nimma gern): „Ein Kinderlächeln macht alles wieder gut und lässt alles vergessen.“ Naja, nicht nicht alles, aber zumindest vieles.

Drum lasst uns Augenblicke des Lächelns genießen – wer weiß, wann sie wiederkommen…

Reine Glückssache.

Angeblich ist er uns angeboren, der „happiness set point“. Unser ganz persönliches Glück und Wohlbefinden wird durch erfreuliche und unerfreuliche Erlebnisse gesteigert oder gemildert. Das große Aber: Wie beim Gewicht gibt´s auch hier den Jojo-Effekt. So kommt´s, dass das Glücklichsein mal mehr, mal weniger ist, aber immer wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt (das allerdings jetzt im Gegensatz zum Gewicht).

Glück kommt und geht also je nach persönlichem Befinden. Glück ist schon so alltäglich, dass wir es oft gar nicht mehr wahrnehmen. Weil – und ja, jetzt kommt, was kommen muss: Es sind die kleinen Dinge, die uns glücklich machen!! Weil „wer die kleinen Dinge im Leben schätzt, der hat den wahren Weg zum Glück gefunden“ – wie wahr, wie wahr.

Sie sind gar nicht so schwer zu finden, die kleinen Dinge, und die Möglichkeiten sind grenzenlos. Freundlichen Leuten zu begegnen findet man schön und es macht einen selbst noch ein Stück freundlicher – ganz automatisch. Es tut gut, sich etwas Zeit für sich selbst zu nehmen und die Batterien aufzutanken.

Es beweist innere Größe, wenn man sich selbst treu bleibt, nicht mit dem Strom schwimmt und Nicht-Erreichbarem hinterher jagt. Es ist großartig, aufmerksam durch die Welt zu spazieren.

Der erste Schnee (natürlich in der richtigen Jahreszeit) zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Der Duft von frischem Kaffe (egal zu welcher Tageszeit) macht zufrieden und motiviert ungemein. Ein herzliches Kinderlachen steckt an und wir begleiten freudig die ersten wackligen und holprigen Schritte dieser kleinen Wesen.

Wir „grooven“ zu guter Musik (die erste FM4 Sunny Side up-CD weckt in mir ganz heimelige Gefühle) und singen im besten Fall sogar mit. Die Tatsache, dass der eigens angelegte Naschgarten(versuch) samt Gemüse im Garten wächst und gedeiht erfüllt mit Stolz und macht zufrieden. Blinzeln die ersten warmen Sonnenstrahlen nach einem langen Winter durchs Fenster, blinzeln wir gut gelaunt zurück.

Da geht einem s´Herzerl doch so richtig auf. Und weiß man die kleinen Dinge des Lebens wirklich zu schätzen, fühlt man sich doch gleich wohler, oder etwa nicht?

Manchmal werden wir abgelenkt und bilden uns ein, genau das haben zu müssen, was die Tonnen an Werbeprospekten, die in unsere Postkasterl flattern, anpreisen. Wir brauchen dies und das, müssen da- und dorthin shoppen – doch macht es uns wirklich glücklicher, wenn wir die zehnte Wasserkaraffe kaufen, weil sie im Prospekt so toll ausschaut und noch dazu um minus 25 Prozent angepriesen wird (ja gut, manchmal eben schon!)? Geht es uns besser, wenn wir samt Kindern von einem Termin zum anderen hetzen, wenn wir ständig versuchen alles richtig machen und sämtliche Aufträge erfüllen wollen?

Warum wollen wir immer mehr und immer öfter das, was wir nicht haben? Warum stellen wir immer höhere Erwartungen an uns selbst und andere. Warum sind wir immer weniger zufrieden mit dem, was wir im Augenblick haben oder bisher erreicht haben? Aber Hand aufs Herz – was genau wäre besser, wenn´s anders wär, als es ist?

Glück kann man lernen, sagt die Glücksforschung. Und die vielen Klatschblätter empfehlen andauernd die „7 Tricks“ oder „10 Schritte“ zum Glücklichsein: Früh schlafen gehen, sich viel an der frischen Luft bewegen, gezielt lächeln und helfen, Vorfreude (ein geplanter Urlaub erhöht anscheinend das Wohlbefinden um ganze zwei Monate – der Urlaub selbst hat einen etwas weniger positiven Effekt als die Vorfreude darauf!!!), Qualitäts-Zeit mit Familie und Freunden, zur Ruhe kommen.

Das Rezept für´s Glück: Positive Grundgestimmtheit vermengt mit einer Prise positivem Denken und ein, zwei „kleinen Dingen“, den Moment leben und den Augenblick genießen. Wer weiß, wann und ob er wiederkommt? Ein paar innovative Leute haben sogar eine virtuelle „Meldestelle für Glücksmomente“ kreiert, wo sich die kleinen schönen Dinge festhalten lassen. Oder jeder merkt sich einfach für sich, was einem so richtig taugt und gefällt und hofft auf Wiederholung.

Und keine Sorge, sollte es mal zu viel Glück sein – nach einer Zeit der großen Glücksgefühle stellt unser Körper das persönliche Glücksempfinden eh wieder ganz automatisch auf „Normalbetrieb“ ein. Fazit: Eine kleine Überdosis schadet in dem Fall nix…

Da bist du und dein Text – sonst nichts.

Es ist schon recht spannend, wenn man so zurückblickt. Auf die Phase, in der man sich entscheiden musste, was man „einmal werden“ will. Dass ich jemals ein „Schreiberling“ werde, des hätt´ si kana docht – und ich schon gar nicht.

Ich habe immer schon sehr gerne Tagebuch – und jetzt meine ich wirklich das Klein-Mädchen-Tagebuch – geschrieben. Bei den Pfadfindern (ja, da wir ich, jetzt ist´s raus) hab ich sogar mal einen Schreibwettbewerb (damals mit 1.000 Schilling dotiert) gewonnen.

In der Hauptschule war ich im mir total verhassten Fach Deutsch zwar in der ersten Leistungsgruppe, was mir das Leben allerdings nicht unbedingt leicht gemacht hat. Mein Lehrer war ein langer, dünner mit kleinem Kopf. Und streng war der, unglaublich. Er mochte mich nicht besonders, das ließ er mich spüren. Diese Antipathie beruhte auf Gegenseitigkeit – nein, noch schlimmer, ich hatte Angst vor ihm.

Nicht nur Prüfungen und Leistungsdruck rufen Ängste hervor, der soziale Aspekt des Schullebens ist ebenfalls maßgeblich. Stand also Deutsch am Stundenplan, war die Stimmung im Keller – das hat meinen Bildungsprozess in diesem Fach ungemein gebremst.

Warum auch immer hat mich dieser Lehrer gepiesackt bis aufs Letzte. Er war es, der mir damals erfolgreich eingetrichtert hat, dass Deutsch generell und Schreiben im speziellen so gar nicht meine Stärke ist. Und er hat prophezeit, dass ich niemals irgendwas mit Schreiben am Hut haben werde. Er hat empfohlen, ich solle doch einen handwerklichen Beruf (ha!) ausüben oder in Richtung Buchhaltung gehen (hahaaaa, ich und Zahlen, das ist auch so eine Sache. Dabei muss ich sagen, ich war eine Niete in Mathe, hab meinen Lehrer aber vergöttert wie nur was). Nachdem ich auch in der Schulzeit keine Schleimerin und Anpasserin war, mussten der Lange und ich uns da wohl oder übel durchkämpfen. Von Motivation durch eine ausgewogene Lehrer-Schüler-Beziehung war da nichts zu spüren.

Weil mir viele Jahre lang gesagt wurde, dass Schreiben einfach nicht meins ist und dass ich das nicht kann, hat schon etwas länger gedauert, bis ich mich so richtig getraut habe, einen schreibenden Beruf auszuüben. Erst als ich dann wieder mittendrin war, habe ich gemerkt: Dieser Lehrer hatte doch glatt unrecht! Aber wer würde es wagen, sich der Prognose eines Lehrers zu widersetzen?

Wie gerne hätte ich ihm beim Klassentreffen erzählt, dass ich mich ans Journalismus-Studium rangewagt und es beruflich jeden Tag mit geschriebenen Worten zu tun habe. Aber da war immer noch diese Angst, die mit der Zeit in Abscheu und Ekel gegen ihn übergegangen ist. Und ja, auch ein bisschen Trotz. So hab ich es dabei belassen, dass er mich für schreibunfähig hält. Aber beim nächsten Mal reib ich es ihm unter die Nase, fix!

Immer die Worte des Lehrers in den Ohren, hab ich mich also recht zaghaft in den Beruf gestürzt. Noch zaghafter war der Sprung in die Selbstständigkeit. Doch meine Texte kamen an und mein schriftliches Selbstbewusstsein stieg.

Zweifel kommen dennoch immer wieder. Es gibt immer noch die Angst, nicht mehr schreiben zu können, keine Ideen mehr zu haben. Von irgendwoher kommt dann immer wieder die eine oder andere Inspiration. Manchmal so viel, dass ich gar nicht alles unterbringen kann.

Dieses Projekt hier ist reine Herzsache. Und aus dem Leben zu schreiben, ist ja eigentlich nicht schwer. Weiß eh jeder, wie es ist. Und trotzdem ist es so, dass ich einen großen Gedanken habe – und der mich und den (noch nicht vorhandenen Text dann erst einmal allein lässt.

Gedanken und Texte brauchen Zeit, um zu wachsen. Genauso wie Träume. Und mein Traum, irgendwann ein Kinderbuch zu schreiben, ist noch mehr als in den Kinderschuhen. Ich muss mich immer ärgern, wenn ich ein fantastisches und trotzdem intelligentes Kinderbuch lese. Weil genau diese Idee hätte doch von mir sein sollen. Verdammt, war schon wieder einer schneller.

Kann sein, dass es noch etwas dauert. Aber irgendwann geh ich auch dieses Herzensprojekt an – wenn die Zeit reif dafür ist…

Gib des Bandl aus de Hoa.

Quer durch alle Epochen und Kulturen, überall auf der Welt wird musiziert. Musik ist ein Mittel menschlicher Ausdrucksform. Wir singen zu Liedern, die uns berühren, eine schöne Melodie geht uns gleich ins Ohr und im besten Fall unter die Haut.

Musik ist immer und überall und wurde mit der Zeit immer massenhafter und oberflächlicher – wenn auf Ö3, Antenne & Co das tausendste Mal ein Mainstream-Song gespielt wird, kann´s schon auch mal nerven.

Musik ruft Gefühlseindrücke hervor – eindeutig. Denn Musik- und Filmindustrie sind böse Verbündete, die mich mit vereinten Kräften bei besonders rührenden oder tragischen Szenen zum Heulen bringen (im Kino genauso wie auf der Couch, hier aber hemmungsloser).

Schnelle Rhythmen in Kombination mit einer spannenden Zähne bringen mich dazu, an den Fingernägeln zu kauen. Sind die Kinder abends traurig oder können nicht einschlafen, hilft meistens ein sanftes Schlaflied. Easy-cheesy-happy-Sound erleichtert das Kochen oder untermalt einen Quatsch-Abend mit Freunden. Im Wellness-Tempel bringen uns entspannte Klänge dazu, völlig abzuschalten und beim Walken treibt uns der schnelle Beat an. Musik verkürzt lange Autofahrten und lässt an einem Regentag die Sonne schneinen (ja, kitschig, ich weiß).

Ich zähle zu den absoluten Stimmungshörern. Ich liebe es, Melodien und Rhythmen wiederzuerkennen und beurteile musikalische Qualitäten aufgrund meiner augenblicklichen Laune. Spontan wird das Wohnzimmer dann in eine Disco umfunktioniert, in der ich mit den Kindern wie wild herumspringe.

Eine sehr momentbelastete, prägende Phase – die heute noch teilweise zum Vorschein kommt – war meine Austropop-Zeit. Dieses große Stück österreichische Identität mit den Liedern von Fendrich, Ambros, Danzer (die drei in Kombi – a Wahnsinn!), Cornelius oder STS erzählt aus ihren Leben und passt meistens perfekt zu der einen oder anderen eigenen Situation. Jeder kennt sie, fühlt sich, als wäre genau dieser Text für einen selbst geschrieben und kann natürlich mitsingen.

Man fährt auf der „Strada del Sole“ in Urlaub, sagt sich dann „irgendwann bleib i dann dort“, weil man wen getroffen hat, zu dem man meint „du entschuidige i kenn di“, bist du net „die Blume aus dem Gemeindebau“, kriegt dann die „Überdosis G´fühl“ und fragt „gö, du bleibst heit Nocht bei mir?“, um kurz drauf festzustellen „jö schau“. Mit „hoit do is a Spoit“ kommen die ersten Zweifel, dann denkt man sich „hupf in Gatsch“ und „ruaf mi net au“ – i geh allein „schifoahn“, weil „es lebe der Sport“. „Du vastehst mi net“, weil du bist a „Macho Macho“, obwohl´st „a Herz hast wie a Bergwerk“. Dann zieht man nach „Fürstenfeld“ zum „Großvater“, wird „kalt und kälter“. Wenn „der Kaffee fertig ist“, freut man sich über „die Sunn, die kummt“ und ist eindeutig „reif für die Insel“. Und schon ist man wie ein „Segel im Wind“ und fühlt sich „für immer jung“.

Es ist halt alles so wahr und so passend, was die Burschen da so von sich geben. Weil sie jetzt aber schon fortgeschrittenen Alters sind, muss man jede Gelegenheit nutzen, sie noch einmal live zu sehen, bevors nicht mehr geht. Der Wolferl hat seine besten Zeiten hinter sich, STS spielen nur mehr quasi-privat auf diversen Festivals, den Georg gibt’s ja leider scho gar nimma… aber der Peter, der kommt im Oktober nach Salzburg…

Auf Lebens-Reise.

Warum wird denn bitte die Erinnerung an seine eigene Zeit als Baby gelöscht? Jeder kümmert sich, schaut dass man genug zu essen und zu trinken hat, man hat durch ausgedehnte Spaziergänge ausreichend Frischluft bekommen (und musste sich selbst nicht anstrengen), keine Verpflichtungen, Dauer-Chillen. Tja, schade.

Vage Erinnerungen an die frühe Kindheit sind dann recht verschwommen, da bleibt oft irgendwie nur so ein Gefühl. Die spätere Kindheit war dann geprägt von Zankereien mit dem kleinen Bruder – meine Güte, war der vielleicht gemein zu mir! Er konnte anstellen, was er wollte, im Notfall war immer ich schuld. Weil ich ja die Ältere und Vernünftigere war. Wir haben wirklich gestritten und gekämpft, was das Zeug hielt (glücklicherweise haben wir´s beide überlebt).

Auch wenn ich der nicht-vorhandenen Erinnerung ans Babyalter nachtrauere, die Schulzeit würd ich nicht gerne nochmal durchmachen müssen. Ich war natürlich ein Vorzeigekind und hab mir nicht sonderlich schwer getan – aber nein danke!

Sehr gern denk ich an meine Studienzeit, wohl die unbeschwerteste meines Lebens, zurück. Junge Erwachsene, die ich war, habe ich zum ersten Mal so richtig selbst über mein Leben bestimmt. Wenn´s sein musste, wurden die Festln gefeiert, wie sie eben fielen (typisch Studenten, denken sich jetzt diejenigen, die schon immer brav und fleißig gearbeitet haben. Ahhhh jo, die Festln, denken sich wohl die, das gleiche „durchgemacht“ haben).

Gleich zur Verteidigung: Ich gehörte – trotz der Studentenfestln – schon immer zum arbeitenden Volk. Ja ja, bei Stiegl, da hat alles angefangen. Eine sehr gute Zeit meines damaligen jugendlichen Daseins.

Zu dieser Zeit hat sich die Spreu vom Weizen getrennt – nicht nur in der Brauerei, sondern auch bei den Freundschaften. Ich bin da so einigen Menschen begegnet, die mich heute noch begleiten (ja, Hexxn, ihr seid´s gemeint!).

Keine Sekunde möchte ich sie missen – die ehemaligen Stiegler samt Freunden, aus denen der Hexenturm entstanden ist und die zu „woahre Freind“ wurden. Kurz gesagt, wie sehr weise Menschen für eine schon ältere Hexx in einem „Zwoa Floscha“-Reim gedichtet haben: „Dass ma Freund´ fürs Leben bei Stiegl find´, oiso des hätt si kana docht, dass des geht so gschwind.“

Hubert von Goisern sagt (sinngemäß) in seinem Film, dass das Leben eine Reise ist, auf der man vielen Menschen begegnet. Das ist leider nur sinngemäß nachgeplappert. So schön hat er´s g´sagt. Ich wollt mir das sosehr merken und hab mich so drauf konzentriert, dass ich´s natürlich wieder vergessen hab.

Auf unserer Lebens-Reise sind manche längere Begleiter, andere kürzere, einige verabschieden sich in ganz andere Richtungen. Manchmal tut´s weh, manchmal weniger. So ist es wohl bei jedem von uns. Aber egal, wie´s ausgeht, jeder einzelne von ihnen war zu einer bestimmten Zeit immer ein wichtiger Bestandteil des eigenen Lebens. Und die Erinnerungen, die daraus entstanden sind, sind für jeden wichtig und prägend.

Wir sind Meister im Verdrängen und so gestrickt, dass nur die besseren Erlebnisse, die schönen Momente, hängen bleiben und wir in den angenehmsten Erinnerungen schwelgen. Danke, Zeit, dass du weniger gute Erlebnisse nach ein paar Jahren entschärfst.

Rückblickend auf die letzten (fast) vier Jahrzehnte bin ich doch sehr zufrieden, meine bisherige Reise war großartig (das Nicht-Großartige hab ich schon verdrängt). Auf ihr gabs Höhen und Tiefen, Highlights und Fadesse, Spannung und Aufregung, viel zu lachen, aber auch so manche Träne. So wia´s hoit is, s´Leben. Wenn wir alle schon mal da sind, dann sollten wir doch auch das Beste draus machen – Familienzeit nehmen, Freundschaften pflegen, genuss- und sinnvoll leben. Wer weiß schon, was als nächstes kommt?

Meine Reise war völlig ungeplant, quasi „Listen-frei“. Ich wusste zum Beispiel nie, wo ich unbedingt mal arbeiten möchte. Den einen besten Zeitpunkt für´s erste Kind gab´s auch nicht. Haus bauen stand nie zur Debatte. Und jetzt ist es einfach so, wie´s halt ist und es ist gut so. Mein Leben passiert.

Wenn meine Baby-Zeit schon nicht mehr „am Radar“ ist, ist es wohl nicht zuviel verlangt, dass ich mich „nach meiner Zeit“ an mein irdisches Dasein erinnern darf?! Muss mir unbedingt diese Adresse hier merken, dann kann ich´s mir wieder ins (vielleicht Ameisen???-) Gedächtnis rufen, wie´s hier mal war…

Dahoam is dahoam.

Für manche Menschen ist „zuhause“ da, wo die Liebsten sind. Für mich ist es das auch, aber am liebsten da, da wo ich herkomme, wo meine Wurzeln sind. Und das ist nun mal da, wo ich jetzt bin. Stolz wie Bolle bin ich drauf, dass ich unter den mittlerweile unzähligen „Zuagroastn“ eine waschechte Ureinwohnerin bin.

Auch wenn ich schon oft und längere Zeit mal weg war, immer wieder hat´s mich hierher zurück verschlagen – do bin i her, do g´hea i hin.

Das war mir allerdings noch nicht immer bewusst. Jung sein = weg wollen, etwas erleben, die Welt entdecken. Unvorstellbar war es damals, am Land wohnen zu wollen. Besonders während meiner Studien- und Arbeitszeit in Salzburg war es undenkbar, so weit weg vom Schuss zu sein. Und jetzt, zwei Kinder später, könnte ich mir nichts Schöneres mehr vorstellen. Wir leben doch wirklich auf einem paradiesischen Fleckchen hier. Vielleicht doch eine Frage des Alters?

Nie im Leben wollte ich in Wien leben. Keinen Gedanken habe ich Landei daran verschwendet, freiwillig in die Großstadt zu ziehen. Aber was muss, das muss. Und damals gab´s ja einen triftigen, zwei Monate alten Grund, mit Kind und Kegel den Weg in Richtung Osten anzutreten. Damit die neue kleine Familie zusammen ist, hat sich mein idyllisch-bezauberndes Dorfdirndl-Dasein verflüchtigt. Naja, nicht ganz.

Der Hauptwohnsitz war zwar in Wien, mein Herzerl schlug aber immer für Salzburg. Jede Gelegenheit habe ich genutzt, um zurückzukommen – Kinderarzt, Zahnarzt, Pflege der Sozialkontakte.

Und auch wenn ich es anfangs nur als Abstecher gesehen habe, so hab ich schnell auch die Vorzüge des Großstadtlebens genießen gelernt. Neben dem Ratgeber „Mit Baby in Wien“ half dabei auch der Einzug in den Wiener Kindergarten, dem schrägsten Chaos- und Katastrophen-Ort ever. Der bereits bestehende Freundeskreis wurde durch gleichgesinnte Erwachsene, die man eben so durch die Kinder kennenlernt, erweitert. Als wir die perfekte Babysitterin gefunden hatten, konnten wir aus dem riesigen kulturellen Angebot schöpfen.

Nach und nach habe ich Wien entdeckt und musste feststellen, wenn man so zu Fuß mit Kinderwagen auf Erkundungstour geht (was sich meist auf dieselben Grätzeln beschränkt hat), ist diese Stadt gar nicht so riesig – wie wenn man mit der stinkigen U1 von A nach B fährt.

Die Salzburg-Fahrten wurden weniger – blieben aber doch unregelmäßig regelmäßig – und der Hauptwohnsitz (weil vorher quasi nur am Papier), wurde schön langsam Realität.

Mein geliebter Clio musste sich an ein Wiener Kennzeichen (das ich übrigens bis heute noch auswendig weiß) gewöhnen. In Salzburg mit meinem Wiener Spuki rumzudüsen war mehr als gewöhnungsbedürftig. Am liebsten hätte ich immer aus dem Fenster gerufen: „Hey, ich bin eine von euch!“ Weiß ja jeder, dass fahrende Wiener Kennzeichen in Salzburg gleich einen Stempel bekommen.

Ich sag´s euch, Wien mit seinen Bewohnern ist tatsächlich anders. Das haben sie gut erkannt, die Herren und Damen Slogan-Erfinder. Sei es der Busfahrer, der Leute nicht einsteigen lässt, weil sie ihm nicht zu Gesicht stehen, die Wurstfrau beim Billa gegenüber, die das Kleinkind zamscheißt, weil es mit den von Sand, Eis und Dreck schmutzigen Fingern die Glasfront der Theke beschmiert, die Hundebesitzer, die sich im Park gegenseitig regelmäßig verbale Schirchheiten an den Kopf schmeißen. Oder der Vermieter, der die vergilbten Wände als trendiges „offwhite“ sieht, die zahnlose Kindergartenleiterin, die sich nicht gegen Nachbarn wehren kann, weil die, wenns !!im Kindergarten!! zu laut war, einen Kübel Wasser runtergeschüttet haben (Fazit: die Kinder durften nicht mehr in den Garten raus).

Oder – eine meiner Lieblingserinnerungen – Menschen, die einem das Hofer-Wagerl aus der Hand reißen und im Wiener Slang auch noch frech sagen: „Wos schaustn so depat, Oida?“ (Hier hätt ich doch tatsächlich Wert aufs Gendering gelegt und hätte wenigstens „Oide“ angebracht gefunden).

All diesen Grauslichkeiten zum Trotz hatte meine fast fünfjährige Großstadt-Phase natürlich auch ihr Gutes, darunter natürlich an erster Stelle die „guten“ Menschen – wobei die meisten von ihnen selbst keine Ur-Wiener sind.

Als das „Ticket“ (= Andis Job hier) nach Salzburg kam, haben wir nicht wirklich lange überlegt. Schnell mal Haus gebaut (anderer sehr großer Gedanke) und schon haben wir uns in unser Rückkehrer-Neo-Landleben gestürzt.

Es brauchte seine Zeit, um sich wieder einzuleben – in ganz neuer Landei-Familienkonstellation, weil bald kam ja der zweite kleine Prinz dazu. Ich kann mir keinen schöneren Ort zum Leben vorstellen, vor allem auch für die Kids: Behütetes, überschaubares Plätzchen mit ausreichend Rundum-Angebot für Groß und Klein mit Anschluss an ein pulsierendes – wenn auch etwas versnobtes – Stadtleben, wenn man möchte.

Was gibt´s Schöneres als auf der Terrasse zu sitzen und der Sonne beim Untergehen zuzuschaun, chill & grill, im Garten rumwuseln oder faulenzen, bei Bedarf einen Sprung ins kühle Nass wagen (über die Winter-Variante kann ich im Moment noch nicht nachdenken).

Jaja, wir wissen das idyllische Landleben schon zu schätzen – unendliche Weiten, freundliche Leute und jede Menge Lebensqualität. Dafür muss man eben gelegentlich auch etwas dicke Luft aushalten, wenn der Bauer mit dem „Stinkerfassl“ hintendran wieder ausrückt…

Restless-en.

Ist die Wäsche gewaschen, muss (vor-)gekocht werden. Sind die Hausaufgaben erledigt, muss Gitarre geübt werden. Sind die Kinder „bespielt“ worden, geht’s ans Aufräumen. Ist der Boden gewischt, latscht hundertprozentig wieder wer mit dreckigen Schuhen drüber. Sind die Weihnachtskekse gebacken, kommt schon wieder der Osterhase.

Kaum sind wieder passende Schuhe für die Kids im Kastl, sind die Hosen zu kurz. Ist eine Kindergeburtstagsparty vorbei, steht die nächste schon vor der Tür. Ist die Walking-Runde beendet, muss ein Text fertig geschrieben werden. Ist der Keller ausgemistet, muss der Rasen gemäht werden. Und kaum ist man mit einem Ding fertig, geht’s wieder von vorne los. Ständig ist immer irgendwas zu tun.

Wenn man noch dazu zu der Sorte Mensch zählt, die alle worst-case-Eventualitäten in Betracht ziehen, macht´s die Sache nicht unbedingt leichter. Ein Tag – was sag ich, eine Woche – ist da nix.

Dabei heißt es doch, je organisierter man ist, desto einfacher geht’s. Ja, nur allein das organisieren und „checken“ kostet so unglaublich viel Zeit, dass man kaum zur Ruhe kommt. Außerdem ist es anstrengend. Ja, es wäre doch viel einfacher – und vor allem spannender – einfach mal den Dingen seinen Lauf und sich vom Leben überraschen zu lassen.

Manchmal funktionierts auch, setzt aber viel Drandenken, dass ich ja entspannt bin, voraus. Vorsätzlich nicht organisieren und „checken“ lautet dann die Devise (auch wieder nicht stressfrei).

Leider weiß ich´s aus Erfahrung besser und das Leben hat mir schon oft gezeigt, dass ohne meine Organisiererei und Checkerei am Ende alles drunter und drüber geht. Generell herrscht schon immer das pure Chaos, lasse ich aber mal los, ist es die hundertprozentige Steigerung dazu.

Wenn ich also einen wirklich guten Tag habe und es passiert eine mittelgroße Katastrophe, dann hilft sogar atmen (im noch schlimmeren Fall atmen mit Ton – heißt: tief einatmen und beim ausatmen ein lautes aaaaaaaaa rauslassen).

Ein kleiner Schwank aus meinem Leben: Vor kurzem wurde unser Heim wieder mal in ein Musterhaus-für-10-Minuten verwandelt – geputzt, gewischt, sogar der Staub verjagt. Abends wurde in trauter Zweisamkeit – ich nenne keine Namen – Kirschmarmelade produziert.

Hört sich romantisch an? War es auch. Bis das Kirschkernentkernungsgerät beschloss, einfach davonzuhüpfen und die Kerne von gut zwei Kilo Kirschen am Küchenboden, an den Kastln und Türrahmen, Wänden und ich weiß nicht, wo sonst noch überall, auszuspucken.

Gesehen – geatmet – Raum verlassen (in diesem Fall hab ich losgelassen und das Leben hat mich überrascht). Eine alte Volksweisheit besagt: „Sei´s wia´s sei, stirbt´s Ross bleibt´s Heu [hai].“ (Im Kirschkernmassaker-Schwank war beispielsweise alles wieder in den Urzustand zurückversetzt, als ich zurückgekommen bin. Als wäre nix passiert.).

Es war eine sehr schöne Erfahrung, mal losgelassen und sich nicht geärgert zu haben. Man muss einfach nur drauf vertrauen, dass alles wieder gut wird. Weil (und der Spruch ist jetzt von Tom Liehr geklaut): „Das Leben kommt immer von vorn.“ Also warum sich nicht öfter mal davon überraschen lassen? Weil ist es geschafft ist, vogelfrei und entspannt zu sein, ist es doch tatsächlich ein unglaublich fantastisches Gefühl!

Weniger restless-en, das ist einer meiner festen Vorsätze… nicht erst ab 4.0, sondern ab sofort… vielleicht… wahrscheinlich… wenn mir nicht mal wieder mein Rumschuster- und Checkergen einen Strich durch die Rechnung macht.