Dahoam is dahoam.

Für manche Menschen ist „zuhause“ da, wo die Liebsten sind. Für mich ist es das auch, aber am liebsten da, da wo ich herkomme, wo meine Wurzeln sind. Und das ist nun mal da, wo ich jetzt bin. Stolz wie Bolle bin ich drauf, dass ich unter den mittlerweile unzähligen „Zuagroastn“ eine waschechte Ureinwohnerin bin.

Auch wenn ich schon oft und längere Zeit mal weg war, immer wieder hat´s mich hierher zurück verschlagen – do bin i her, do g´hea i hin.

Das war mir allerdings noch nicht immer bewusst. Jung sein = weg wollen, etwas erleben, die Welt entdecken. Unvorstellbar war es damals, am Land wohnen zu wollen. Besonders während meiner Studien- und Arbeitszeit in Salzburg war es undenkbar, so weit weg vom Schuss zu sein. Und jetzt, zwei Kinder später, könnte ich mir nichts Schöneres mehr vorstellen. Wir leben doch wirklich auf einem paradiesischen Fleckchen hier. Vielleicht doch eine Frage des Alters?

Nie im Leben wollte ich in Wien leben. Keinen Gedanken habe ich Landei daran verschwendet, freiwillig in die Großstadt zu ziehen. Aber was muss, das muss. Und damals gab´s ja einen triftigen, zwei Monate alten Grund, mit Kind und Kegel den Weg in Richtung Osten anzutreten. Damit die neue kleine Familie zusammen ist, hat sich mein idyllisch-bezauberndes Dorfdirndl-Dasein verflüchtigt. Naja, nicht ganz.

Der Hauptwohnsitz war zwar in Wien, mein Herzerl schlug aber immer für Salzburg. Jede Gelegenheit habe ich genutzt, um zurückzukommen – Kinderarzt, Zahnarzt, Pflege der Sozialkontakte.

Und auch wenn ich es anfangs nur als Abstecher gesehen habe, so hab ich schnell auch die Vorzüge des Großstadtlebens genießen gelernt. Neben dem Ratgeber „Mit Baby in Wien“ half dabei auch der Einzug in den Wiener Kindergarten, dem schrägsten Chaos- und Katastrophen-Ort ever. Der bereits bestehende Freundeskreis wurde durch gleichgesinnte Erwachsene, die man eben so durch die Kinder kennenlernt, erweitert. Als wir die perfekte Babysitterin gefunden hatten, konnten wir aus dem riesigen kulturellen Angebot schöpfen.

Nach und nach habe ich Wien entdeckt und musste feststellen, wenn man so zu Fuß mit Kinderwagen auf Erkundungstour geht (was sich meist auf dieselben Grätzeln beschränkt hat), ist diese Stadt gar nicht so riesig – wie wenn man mit der stinkigen U1 von A nach B fährt.

Die Salzburg-Fahrten wurden weniger – blieben aber doch unregelmäßig regelmäßig – und der Hauptwohnsitz (weil vorher quasi nur am Papier), wurde schön langsam Realität.

Mein geliebter Clio musste sich an ein Wiener Kennzeichen (das ich übrigens bis heute noch auswendig weiß) gewöhnen. In Salzburg mit meinem Wiener Spuki rumzudüsen war mehr als gewöhnungsbedürftig. Am liebsten hätte ich immer aus dem Fenster gerufen: „Hey, ich bin eine von euch!“ Weiß ja jeder, dass fahrende Wiener Kennzeichen in Salzburg gleich einen Stempel bekommen.

Ich sag´s euch, Wien mit seinen Bewohnern ist tatsächlich anders. Das haben sie gut erkannt, die Herren und Damen Slogan-Erfinder. Sei es der Busfahrer, der Leute nicht einsteigen lässt, weil sie ihm nicht zu Gesicht stehen, die Wurstfrau beim Billa gegenüber, die das Kleinkind zamscheißt, weil es mit den von Sand, Eis und Dreck schmutzigen Fingern die Glasfront der Theke beschmiert, die Hundebesitzer, die sich im Park gegenseitig regelmäßig verbale Schirchheiten an den Kopf schmeißen. Oder der Vermieter, der die vergilbten Wände als trendiges „offwhite“ sieht, die zahnlose Kindergartenleiterin, die sich nicht gegen Nachbarn wehren kann, weil die, wenns !!im Kindergarten!! zu laut war, einen Kübel Wasser runtergeschüttet haben (Fazit: die Kinder durften nicht mehr in den Garten raus).

Oder – eine meiner Lieblingserinnerungen – Menschen, die einem das Hofer-Wagerl aus der Hand reißen und im Wiener Slang auch noch frech sagen: „Wos schaustn so depat, Oida?“ (Hier hätt ich doch tatsächlich Wert aufs Gendering gelegt und hätte wenigstens „Oide“ angebracht gefunden).

All diesen Grauslichkeiten zum Trotz hatte meine fast fünfjährige Großstadt-Phase natürlich auch ihr Gutes, darunter natürlich an erster Stelle die „guten“ Menschen – wobei die meisten von ihnen selbst keine Ur-Wiener sind.

Als das „Ticket“ (= Andis Job hier) nach Salzburg kam, haben wir nicht wirklich lange überlegt. Schnell mal Haus gebaut (anderer sehr großer Gedanke) und schon haben wir uns in unser Rückkehrer-Neo-Landleben gestürzt.

Es brauchte seine Zeit, um sich wieder einzuleben – in ganz neuer Landei-Familienkonstellation, weil bald kam ja der zweite kleine Prinz dazu. Ich kann mir keinen schöneren Ort zum Leben vorstellen, vor allem auch für die Kids: Behütetes, überschaubares Plätzchen mit ausreichend Rundum-Angebot für Groß und Klein mit Anschluss an ein pulsierendes – wenn auch etwas versnobtes – Stadtleben, wenn man möchte.

Was gibt´s Schöneres als auf der Terrasse zu sitzen und der Sonne beim Untergehen zuzuschaun, chill & grill, im Garten rumwuseln oder faulenzen, bei Bedarf einen Sprung ins kühle Nass wagen (über die Winter-Variante kann ich im Moment noch nicht nachdenken).

Jaja, wir wissen das idyllische Landleben schon zu schätzen – unendliche Weiten, freundliche Leute und jede Menge Lebensqualität. Dafür muss man eben gelegentlich auch etwas dicke Luft aushalten, wenn der Bauer mit dem „Stinkerfassl“ hintendran wieder ausrückt…

2 comments:

  1. UDo

    und soweit ist es mit der Stadt gekommen – ab morgen gibt es grillverbot! von wegen chill & grill..greets from the City ! tooo hot

  2. Marion

    Ich lieeeeeebe Deine Heimat! Weils ja 3m Luftlinie nach links auch meine geworden ist! Danke für die (ich weiß man darfs nicht sagen) geile Nachbarschaft und danke fürs Kid and Cat Sitting und für coole Stunden am Pool und für Kaffee und Kuchen und für alles! Ihr machts unser Daheim noch mehr daheimer!!!
    Musste mal gesagt werden!!

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