Auf Lebens-Reise.

Warum wird denn bitte die Erinnerung an seine eigene Zeit als Baby gelöscht? Jeder kümmert sich, schaut dass man genug zu essen und zu trinken hat, man hat durch ausgedehnte Spaziergänge ausreichend Frischluft bekommen (und musste sich selbst nicht anstrengen), keine Verpflichtungen, Dauer-Chillen. Tja, schade.

Vage Erinnerungen an die frühe Kindheit sind dann recht verschwommen, da bleibt oft irgendwie nur so ein Gefühl. Die spätere Kindheit war dann geprägt von Zankereien mit dem kleinen Bruder – meine Güte, war der vielleicht gemein zu mir! Er konnte anstellen, was er wollte, im Notfall war immer ich schuld. Weil ich ja die Ältere und Vernünftigere war. Wir haben wirklich gestritten und gekämpft, was das Zeug hielt (glücklicherweise haben wir´s beide überlebt).

Auch wenn ich der nicht-vorhandenen Erinnerung ans Babyalter nachtrauere, die Schulzeit würd ich nicht gerne nochmal durchmachen müssen. Ich war natürlich ein Vorzeigekind und hab mir nicht sonderlich schwer getan – aber nein danke!

Sehr gern denk ich an meine Studienzeit, wohl die unbeschwerteste meines Lebens, zurück. Junge Erwachsene, die ich war, habe ich zum ersten Mal so richtig selbst über mein Leben bestimmt. Wenn´s sein musste, wurden die Festln gefeiert, wie sie eben fielen (typisch Studenten, denken sich jetzt diejenigen, die schon immer brav und fleißig gearbeitet haben. Ahhhh jo, die Festln, denken sich wohl die, das gleiche „durchgemacht“ haben).

Gleich zur Verteidigung: Ich gehörte – trotz der Studentenfestln – schon immer zum arbeitenden Volk. Ja ja, bei Stiegl, da hat alles angefangen. Eine sehr gute Zeit meines damaligen jugendlichen Daseins.

Zu dieser Zeit hat sich die Spreu vom Weizen getrennt – nicht nur in der Brauerei, sondern auch bei den Freundschaften. Ich bin da so einigen Menschen begegnet, die mich heute noch begleiten (ja, Hexxn, ihr seid´s gemeint!).

Keine Sekunde möchte ich sie missen – die ehemaligen Stiegler samt Freunden, aus denen der Hexenturm entstanden ist und die zu „woahre Freind“ wurden. Kurz gesagt, wie sehr weise Menschen für eine schon ältere Hexx in einem „Zwoa Floscha“-Reim gedichtet haben: „Dass ma Freund´ fürs Leben bei Stiegl find´, oiso des hätt si kana docht, dass des geht so gschwind.“

Hubert von Goisern sagt (sinngemäß) in seinem Film, dass das Leben eine Reise ist, auf der man vielen Menschen begegnet. Das ist leider nur sinngemäß nachgeplappert. So schön hat er´s g´sagt. Ich wollt mir das sosehr merken und hab mich so drauf konzentriert, dass ich´s natürlich wieder vergessen hab.

Auf unserer Lebens-Reise sind manche längere Begleiter, andere kürzere, einige verabschieden sich in ganz andere Richtungen. Manchmal tut´s weh, manchmal weniger. So ist es wohl bei jedem von uns. Aber egal, wie´s ausgeht, jeder einzelne von ihnen war zu einer bestimmten Zeit immer ein wichtiger Bestandteil des eigenen Lebens. Und die Erinnerungen, die daraus entstanden sind, sind für jeden wichtig und prägend.

Wir sind Meister im Verdrängen und so gestrickt, dass nur die besseren Erlebnisse, die schönen Momente, hängen bleiben und wir in den angenehmsten Erinnerungen schwelgen. Danke, Zeit, dass du weniger gute Erlebnisse nach ein paar Jahren entschärfst.

Rückblickend auf die letzten (fast) vier Jahrzehnte bin ich doch sehr zufrieden, meine bisherige Reise war großartig (das Nicht-Großartige hab ich schon verdrängt). Auf ihr gabs Höhen und Tiefen, Highlights und Fadesse, Spannung und Aufregung, viel zu lachen, aber auch so manche Träne. So wia´s hoit is, s´Leben. Wenn wir alle schon mal da sind, dann sollten wir doch auch das Beste draus machen – Familienzeit nehmen, Freundschaften pflegen, genuss- und sinnvoll leben. Wer weiß schon, was als nächstes kommt?

Meine Reise war völlig ungeplant, quasi „Listen-frei“. Ich wusste zum Beispiel nie, wo ich unbedingt mal arbeiten möchte. Den einen besten Zeitpunkt für´s erste Kind gab´s auch nicht. Haus bauen stand nie zur Debatte. Und jetzt ist es einfach so, wie´s halt ist und es ist gut so. Mein Leben passiert.

Wenn meine Baby-Zeit schon nicht mehr „am Radar“ ist, ist es wohl nicht zuviel verlangt, dass ich mich „nach meiner Zeit“ an mein irdisches Dasein erinnern darf?! Muss mir unbedingt diese Adresse hier merken, dann kann ich´s mir wieder ins (vielleicht Ameisen???-) Gedächtnis rufen, wie´s hier mal war…

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