Raus aus der Küche.

Eigentlich mag ich es schon sehr, das Kochen. Ich probiere gerne Neues aus und bin meistens frustriert, weil es erstens nicht so wie auf dem Foto im Kochbuch ausschaut und zweitens nicht so schmeckt, wie ich´s mir vorgestellt hab. Trotz aller Fehlkochereien gebe ich nicht auf, sammle weiterhin die „Frisch gekocht“-Magazine vom Billa oder kopiere (bzw. zeitgemäßer: fotografiere mit meinem Smartphone) Rezepte von überall her.

Unglaublich, aber wahr, früher (und damit meine ich sehr viel früher) hab ich mich gerne in die Küche gestellt. Ich und die Zutaten dort allein – am Ende wurden es absolute Gaumenfreuden. Ach was, mehr als das – Geschmacksexplosionen! Und gebacken habe ich wie eine kleine Göttin (vom Geschmack her aufgrund mangelnder Erfahrung vielleicht noch nicht so gut, dafür aber mit enormer Leidenschaft). Kochen – vor allem aber backen – hat mich entspannt, entstresst und entschleunigt.

Und heute? Die Leidenschaft ist auf der Strecke geblieben. Wie bei allem, was man tun muss. Die allergrößte und verhassteste Aufgabe überhaupt ist das Vorkochen, absolut keine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Von der Arbeit heim, es wird gemeckert über das Gemüse in der Lasagne, darin widerwillig herumgestochert und festgestellt, dass zumindest die Nudelblätter gut schmecken. Und kaum ist diese harmonische Szene vorbei, muss das Abendessen geplant und das Mittagessen für den nächsten Tag vorbereitet werden. Es gibt durchaus Tage, an denen ich die Küche kaum verlasse. Wo ist denn da bitte noch Platz für die Freude am Kochen?

Es ist so eine Zeitverschwendung, über Speisepläne nachzudenken. Recht viel Hilfe vom Rest der Familie ist nicht zu erwarten, weil sich nie jemand was anderes außer Schnitzerl, Palatschinken, Kaiserschmarrn oder sehr aufwändige Menüvariationen wünscht.

Über alles andere, was auf den Tisch kommt, wird ausreichend gemeckert (da können sie so richtig zur Hochform auflaufen, besonders wenn´s wieder mal zu viel Gemüse gibt). Außerdem ist es eine sehr nervige Angelegenheit, darüber nachzudenken, wann welche Lebensmittel für welches Essen gebraucht werden.

Nur mehr missmutig mache ich mich an diverse Backwerke – weil mein ich-nehm-Muffins-mit-Konto jetzt restlos erschöpft ist. Besonders zu Spitzenzeiten (hunderttausend Weihnachtsfeierlichkeiten, nochmal so viele Kinder-Sommerfeste und dazwischen Myriaden von Geburtstagspartys mit/ohne Familie, mit/ohne Freunde,…).

Und dann sind da noch die Ersatztermin-nochmal-Kuchen-Back-Sessions, weil ein Geburtstagskind in der Früh krank war. Oder noch besser (und tatsächlich passiert): Als der Geburtstagskuchen am Abend fertig verziert war, hat da ein kleiner Bub die Noroviren zur Party eingeladen. Hm, und den Kuchen hab ich dann natürlich auch nicht weitergebracht, den wollte einfach keiner haben. Komisch.

Seit dem letzten Back-Marathon ist noch nicht genug Zeit vergangen, dass ich mich schon wieder dranwagen könnte. Das braucht noch etwas, fürchte ich.

Ein besonderes Erlebnis ist auch das Kekse backen. Voller Vorfreude auf heimelige Winter-Wochenenden mit Glühwein (optional Tee oder alkoholfreier Punsch) stürze ich mich da rein, in Zusammenarbeit mit meinen Kindern, die nach den ersten fünf ausgestochenen Lebkuchen „total fertig“ sind und auch schon wieder den Spaß dran verloren haben. Nicht zu vergessen, dass nach einer halben Stunde Unterstützung der Kinder eine Komplett-Renovierung der Küche notwendig ist.

Doch einmal angefangen gibt es kein halten mehr – Vanillekipferl, Lebkuchen und Spritzgebäck müssen sein. Und die Dinkel-Schoko-Kekse wären schon auch noch gut. Und Kokosbusserl sind ja auch gschwind gemacht. Und die letzten kleinen Linzer werden am dritten Keks-Wochenende nur mehr lieblos vor dem Fernseher mit Marmelade zusammengeklatscht.

Kaum zu glauben, dass es früher mal spaßig war, Kexx-Backsessions abzuhalten. Jeder Gast hat einen Teig mitgenommen bzw. gemacht, der in gemütlicher Atmosphäre (mit ein, zwei Bierchen und guter Musik, gesellige Plauderei) verarbeitet wurde.  Am Ende gab´s natürlich eine Keks-Tauschbörse. Obwohl – so könnte ich mir das schon auch wieder vorstellen. Mag das wieder mal wer mit mir machen?? Bidddddeeee!

Die aktuellen Keks-Sessions arten dann immer so aus, dass ich mir jedes Jahr wieder schwöre – im nächsten Jahr gibt’s nur mehr Industrie-Kekse. Aber da bin ich am Ende wieder zu viel Gefühlsduselin und Traditionen-Verfechterin, weil Selbstgebackenes halt doch noch ein Stück romantischer ist und dem Ganzen mehr Atmosphäre gibt. Naja, ein Jahr später ist der ich-backe-nie-wieder-Weihnachtskekse-Vorsatz dann sowieso wieder vergessen.

Essen auf Rädern fände ich eine gute Alternative. Oder einen gutaussehenden Koch/mehrere gutaussehende Köche. Menschen, die nichts anderes gewöhnt sind, als allen ihre ganz individuellen Speisewünsche von den Augen abzulesen und dann sogar noch an den von ihnen gedeckten und schön dekorierten Tisch servieren – und mir diese Tortur (ich hab´s doch tatsächlich gegoogelt: „ein unangenehmes Erlebnis, das für jemanden eine Qual ist“) abnehmen.

Und weil ich meine Vorsätze immer voll durchziehe, total dahinter stehe und sie auf keinen Fall breche, verrate ich euch, wo ich gerade herkomme: Aus der Küche, der Kuchen war fertig… und der nicht mal für mich, sondern für die Kollegen, die meine liebevollen Backkreationen morgen hoffentlich zu schätzen wissen… :)

4 comments:

  1. Renate

    Tja liebe Andrea, nun ist es geschafft. Das Zeitalter 4.0 ist angebrochen. Und damit die Zeit deiner täglichen Blogs leider vorbei ? :(
    Als du von deiner Idee erzählt hast war ich gespannt, konnt mir aber noch nicht so wirklich vorstellen, wie das fertige Werk aussieht. Und auch wenn ich mir meine ‚Kommentare‘ zwischendurch erspart habe, habe ich trotzdem täglich gelesen, viel geschmunzelt und mich in noch mehr deiner Artikel wiedergefunden. Gut erinnern kann ich mich noch an Merci chérie wo ich genau wusste von wem du sprichst…. Oder die Hubschrauber – :) – ein ganz eigenes und heikles Thema – hehe wenn so mancher Hubi wüsste – und der erste deiner Gedanken zum Thema Motivation … i like
    Der Abschied von 3.x war eine super Idee und die Umsetzung noch mehr…

  2. Michi

    mein liebes Geburtstagskind!
    nun ist er da, der vierer! und während du gerade mal die null dahinter hast, wird’s bei mir schon die 8 heuer! naja ich will nicht maulen, denn:
    das leben in den vierzigern ist einfach schön –
    du wirst schon sehen!
    ein bisschen jugendwahn, ein bisschen altersfrust, Wehwehchen nicht zu schwach hätt dieses jahrzehnt mitgebracht
    die kinder kommen in die pubertät
    für die eigene ists leider schon zu spät!
    der haushalt wird dir selbstverständlich
    das kochen freut dich echt unendlich! 😉
    du denkst bisweilen „war es das?
    war das der ganze lebensspaß?“
    doch irgendwie du wirst es sehn,
    du kratzt die kurve – es wird gehen!
    HAPPY BIRTHDAY!
    denk an dich und heb das glas für dich!
    PROST 😉

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