Restless-en.

Ist die Wäsche gewaschen, muss (vor-)gekocht werden. Sind die Hausaufgaben erledigt, muss Gitarre geübt werden. Sind die Kinder „bespielt“ worden, geht’s ans Aufräumen. Ist der Boden gewischt, latscht hundertprozentig wieder wer mit dreckigen Schuhen drüber. Sind die Weihnachtskekse gebacken, kommt schon wieder der Osterhase.

Kaum sind wieder passende Schuhe für die Kids im Kastl, sind die Hosen zu kurz. Ist eine Kindergeburtstagsparty vorbei, steht die nächste schon vor der Tür. Ist die Walking-Runde beendet, muss ein Text fertig geschrieben werden. Ist der Keller ausgemistet, muss der Rasen gemäht werden. Und kaum ist man mit einem Ding fertig, geht’s wieder von vorne los. Ständig ist immer irgendwas zu tun.

Wenn man noch dazu zu der Sorte Mensch zählt, die alle worst-case-Eventualitäten in Betracht ziehen, macht´s die Sache nicht unbedingt leichter. Ein Tag – was sag ich, eine Woche – ist da nix.

Dabei heißt es doch, je organisierter man ist, desto einfacher geht’s. Ja, nur allein das organisieren und „checken“ kostet so unglaublich viel Zeit, dass man kaum zur Ruhe kommt. Außerdem ist es anstrengend. Ja, es wäre doch viel einfacher – und vor allem spannender – einfach mal den Dingen seinen Lauf und sich vom Leben überraschen zu lassen.

Manchmal funktionierts auch, setzt aber viel Drandenken, dass ich ja entspannt bin, voraus. Vorsätzlich nicht organisieren und „checken“ lautet dann die Devise (auch wieder nicht stressfrei).

Leider weiß ich´s aus Erfahrung besser und das Leben hat mir schon oft gezeigt, dass ohne meine Organisiererei und Checkerei am Ende alles drunter und drüber geht. Generell herrscht schon immer das pure Chaos, lasse ich aber mal los, ist es die hundertprozentige Steigerung dazu.

Wenn ich also einen wirklich guten Tag habe und es passiert eine mittelgroße Katastrophe, dann hilft sogar atmen (im noch schlimmeren Fall atmen mit Ton – heißt: tief einatmen und beim ausatmen ein lautes aaaaaaaaa rauslassen).

Ein kleiner Schwank aus meinem Leben: Vor kurzem wurde unser Heim wieder mal in ein Musterhaus-für-10-Minuten verwandelt – geputzt, gewischt, sogar der Staub verjagt. Abends wurde in trauter Zweisamkeit – ich nenne keine Namen – Kirschmarmelade produziert.

Hört sich romantisch an? War es auch. Bis das Kirschkernentkernungsgerät beschloss, einfach davonzuhüpfen und die Kerne von gut zwei Kilo Kirschen am Küchenboden, an den Kastln und Türrahmen, Wänden und ich weiß nicht, wo sonst noch überall, auszuspucken.

Gesehen – geatmet – Raum verlassen (in diesem Fall hab ich losgelassen und das Leben hat mich überrascht). Eine alte Volksweisheit besagt: „Sei´s wia´s sei, stirbt´s Ross bleibt´s Heu [hai].“ (Im Kirschkernmassaker-Schwank war beispielsweise alles wieder in den Urzustand zurückversetzt, als ich zurückgekommen bin. Als wäre nix passiert.).

Es war eine sehr schöne Erfahrung, mal losgelassen und sich nicht geärgert zu haben. Man muss einfach nur drauf vertrauen, dass alles wieder gut wird. Weil (und der Spruch ist jetzt von Tom Liehr geklaut): „Das Leben kommt immer von vorn.“ Also warum sich nicht öfter mal davon überraschen lassen? Weil ist es geschafft ist, vogelfrei und entspannt zu sein, ist es doch tatsächlich ein unglaublich fantastisches Gefühl!

Weniger restless-en, das ist einer meiner festen Vorsätze… nicht erst ab 4.0, sondern ab sofort… vielleicht… wahrscheinlich… wenn mir nicht mal wieder mein Rumschuster- und Checkergen einen Strich durch die Rechnung macht.

1 comment:

  1. Shame

    Erinnert mich an Vorgestern. 5-Gänge-Menü fabriziert. Mousse au chocolat sollte die abschliessende Krönung werden. Gefühlte 30 Minuten Eiweiss geschlagen bei 34 Grad Aussentemperatur. Geschwitzt wie 10 nackte Wilde. Schüssel abgestellt, leider zu nahe an der Kante. Eiweiss am Boden. Lautes Fluchen – und von vorn. :-)

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