Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. Wer hat´s gesagt? Nietzsche hat´s gesagt. Da wären wir also wieder bei den Philosophen.
Früher – und damit meine ich die Zeit, in der ich „groß“ wurde – ist man ja oft nach seinem Musikgeschmack be-/verurteilt worden. Ein bestimmtes Genre stand für eine bestimmte Lebenseinstellung.
Hippies hörten während der summer of love ihre Flower-Power-Musik und konzentrierten sich bei Woodstock auf peace & love, hörten dabei John Lennon, Janis Joplin, die Doors, Stones & sonstigen psychedelischen Rock mit Protestparolen, waren voll auf „Hair“ und genossen in ihren weiten, blumigen Kleidern, die ihr Freiheitsgefühl unterstützten, die bewusstseinserweiterte Wirkung ihrer halluzinogenen Drogen.
Die Punks provozierten als Rebellen der 70er mit ihren kurzen Stachelfrisuren, waren voll gegen Mainstream und Hippietum, haben Alltagsgegenstände wie Sicherheitsnadeln oder Hundehalsbänder wofür auch immer zweckentfremdet, gammelten Bier trinkend in leicht verranzter Kleidung (mit grellen Buttons und noch grelleren Socken) mit ihren Hunden in Grüppchen herum, lauschten dem „Dreiakkord-Sport“ der Toten Hosen und grölten zu den Ärzten.
Bis die Neue deutsche Welle mit ihren (meist) kurzlebigen Songs kam, Nena ihre Luftballons suchte, Hubert Kah den Sternenhimmel gesehen hat, Major Tom völlig losgelöst war, man in der Schickeria einfach nur Spaß haben wollte, Carbonara das Bruttosozialprodukt steigerte, Codo zum Eisbär wurde, verliebte Jungs die kleine Taschenlampe zum Brennen brachten, und – hurra – die Schule gebrannt hat.
Aber heute ist doch alles anders, wir haben so eine große Auswahl: Metal mit den rasanten Rhythmen und lärmenden Tönen, Alternative gegen Konsumradio, Crossover als U-Boot in der Musikindustrie, Reggae für das Gute-Laune-Feeling, Dance wenn nötig ohne Text, Synthesizer-Electro, Funk, Pop, Grunge, wenig umsatzstarke Indie-Musik, Soul,…
Trotzdem bin ich schon gefragt worden, als ich vom unplugged Passenger-Konzert schwärmte, das Element of Crime-Konzert mit einem mehrtägigen Berlin-Aufenthalt verbunden habe, von Milky Chance oder gar Hubert von Goisern erzählt hab: „Warum DAS denn?“ Einfach, weil ich neugierig bin. Manches Mal war´s auch nicht so prickelnd, meistens aber halt schon.
Es heißt doch, dass Musik verbindet, ja der Song Contest baut sogar Brücken! Musik kann aber auch heute noch ordentlich spalten. Trotz zahlreicher Bemühungen bin ich immer noch kein Fan von Slipknot. Metallica muss auch nicht unbedingt sein. Generell meide ich die Musik, die sich nur nach Gemisch aus komischen Schallwellen anhört.
Ich bevorzuge „organisierte“ Klänge, klar aneinander gereihte Töne – die sich notfalls auch aus meinem Munde unter der Dusche halbwegs „gerade“ anhören.
Ja, der Musikgeschmack ist schon eine sehr individuelle Sache. Manchmal gefällt einem einfach nur ein Lied, dann ist man wieder unbedingter Fan einer bestimmten Band. Einige Lieder sind mit ganz bestimmten Situationen oder Erinnerungen verknüpft, andere haben Spuren der Erinnerung hinterlassen und führen an Orte der Kindheit, Jugend oder des jungen Erwachsenseins zurück.
In welche Lade ich gehöre? Ich bin ein Kind des musikalischen Wirrwarrs – manche würden es vielleicht als „komischen“ Musikgeschmack bezeichnen: Ich mag alte Rock-Klassiker genauso wie neumodernen Pop (ich liebe französischen Pop!), Indie-Bands sind super, teilweise find ich auch Kinderlieder ganz schön klasse (Flieg, Kokosnuss, flieg… Kuddelmuddel Apfelstrudel… brandaktuell: Bewundert und beliebt ist Feuerwehrmann Sam). Und ja, auch so manchem Oldie-Schlager bin ich verfallen.
Und weil das alles so ein wildes Durcheinander ist, hab ich vor ein paar Jahren angefangen, den „Soundtrack meines Lebens“ zusammenzustellen. Das ist eine neverending story, aber eine tolle Sache. Wenn mir wieder was einfällt oder ich im Radio ein Lied höre, kommt´s auf die Liste. Außer ich vergesse – wie so oft – nach der Autofahrt, die Tracking List zu googlen oder nicht mehr weiß, an welchem Tag ich um 10 Uhr 41 dieses ach so schöne Lied gehört hab. Und schon ist wieder eins in den ewigen Musikgründen verschwunden.
Ich verlange nicht, dass jemand meine musikalischen Kreuzungen versteht – aber keine Sorge, auch wenn ich mitsummen oder sogar -singen kann, für Helene und Andreas bin selbst ich noch nicht reif genug…
Wie passend. Schau gerade den Film Radio Rock Revolution.
Bei mir sind mein Papa und mein Bruder für mein musikalische Vorlieben verantwortlich.
Sorry. Werde einen Rechtschreib-Kurs besuchen.
Man sollte halt immer nur eines tun!
Aber es gibt hier schon eine gewisse Tendenz in eine gewisse Ecke und eine gewisse Intoleranz gegenüber einer Minimallautstärke – seitdem die Jungs mit mir frühstücken rockt der Morgen wieder 😉 Das sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.