Merci chérie.

Wie ihr wisst, bin ich der französischen Sprache verfallen. Es gab Zeiten, da konnte ich doch tatsächlich fließend französisch sprechen. Meinen drei Au Pair-Schützlingen im südfranzösischen Nîmes sei dank, lernte ich auch recht schnell, in dieser Sprache zu fluchen.

Wie kam´s? Es begann schon in Englisch in der Hauptschule. Ich hatte einen Lehrer, damals wahrscheinlich so uralte Anfang/Mitte Dreißig. Ein lässiger Typ, best friend aller Schüler und Schülerversteher, der wahrscheinlich jeden Wettbewerb im Kreidenschießen gewonnen hätte. Dann, in der HBLA, das vollkommene Gegenteil: Eine kleine strenge pädagogische Englisch-Zwergin mit Stock im Arsch, die das Leben offenbar nicht so witzig fand. Und ihre Schüler mochte sie schon gar nicht.

So wurde mir der Spaß am Englischen schon damals gründlich verdorben. Bis heute mag ich´s nicht so gerne reden, besonders nicht mit Natives. Wenn´s drauf ankommt – und manchmal muss es ja sein – geht’s schon. Aber ich komme mir dann halt immer vor wie ein Marsmännchen auf der Venus mit intergalaktischem Akzent.

Aus dieser ich-kann-und-will-nicht-englisch-sprechen-Affäre zog mich meine etwas abgehobene, aber trotzdem noch sympathische, wirklich steinalte Französisch-Lehrerin. Sie war es, die mir diese Sprache so nah gebracht hat, dass ich mich schon nach den ersten Wörtern im Anfänger-Buch unwiderstehlich romantisch gefühlt habe.

Diese Faszination hat mich zur Matura in diesem Fach geführt. Bei der Mündlichen hab ich gleich mal vergessen, Titel und Einleitung zu übersetzen (ich wusste schon damals, dass das generell überbewertet wird und hab mich halt aufs Wesentliche konzentriert).

Für die Matura mussten wir damals fächergreifende Themen finden, also was lag näher als die Französische Revolution (das finde ich übrigens heute noch sehr genial von mir, diesen fließenden Übergang zu liberté, égalité, fraternité). Weniger prickelnd war dann die Staatsbürgerkunde.  Rechtsgeschichten und Gesetzestexte waren mir damals schon suspekt. Aber zumindest der Lehrer war recht attraktiv. Oder ist er das nur in meiner Erinnerung? Na, ich werde ihn vorbeugend nicht googlen, nicht dass ich dieses Andenken zerstöre…

Matura fertig – was tun? Dieser riesige und wichtige Lebensabschnitt war geschafft, es roch nach Freiheit. Doch ich war vollkommen planlos und konnte mich wieder mal für nix entscheiden.

Den Gedanken an ein Französisch-Simultan-Dolmetsch-Studium habe ich verworfen, nachdem ich es allein beim Durchlesen der Studienbeschreibungen für äußerst aufwändig befunden habe. Hätt ich das durchgezogen, würde ich jetzt in Brüssel sitzen und keine Zeit haben, das hier zu schreiben. Und wenn, dann auf Französisch.

Auch für einen der unzähligen Berufe (wie Köchin, Buchhalterin, Schneiderin, „Hauswirtschafterin“), für die ich in der HBLA ausgebildet worden bin, war ich (noch) nicht bereit. Deshalb war „auf und davon“ die einzige Alternative, die mir blieb.

Ach herrje, war ich jung. Heute ist 19 ja kein Alter mehr, in dem man beginnt, die Welt zu entdecken. Die Jugend von heute hat ja schon mit 15 fast alle Kontinente bereist, weiß schon viel mehr und vor allem wissen diese jungen Leute schon viel früher, was sie wollen – anderer Gedanke.

Ganz allein und ohne Handy hab ich mich auf den Weg in den Süden Frankreichs gemacht. Rotz und Wasser hab ich in diesem Flieger geheult, weil ich halt immer schon sehr gefühlsduselig war. Drei Monster – Basil (2), Marie (4) und Amélie (6), die hysterische Mutter Sophie (von Beruf Arzt-Gattin), der lethargische Vater Chrisophe (wirklich ein Arzt) und das Riesenviech von Hund Filou (der mir regelmäßig vor meine Zimmertür gekotzt hat), warteten auf mich. Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, ich hätte mir den Fallschirm angeschnallt und wäre gesprungen (weil damals hatte ich ja noch keine Höhenangst, ebenfalls anderer großer Gedanke… allerdings ob ich den in einen kleinen Text krieg ist fraglich).

Abgesehen von alldem (Monster-Kinder, komische Franzosen, Heimweh,…) wurde während meines Au Pair-Daseins die Liebe zur französischen Sprache immer größer. Wohlbemerkt NICHT zu den Franzosen, weil die sind ja schon etwas eigen.

Ich musste mich immer gleich als Österreicherin outen, weil sie ja keine Deutschen mögen. Franzosen essen zu jeder Tages- und Nachtzeit echt ungesunde Sachen (Baguette, Croissants, Pain au Chocolat, Pferdesteaks,…). Franzosen lieben Gössl-Trachten aus Salzburg. Sie fuchteln beim Reden wie wild mit allen Extemitäten herum. Und nirgendwo anders als in Frankreich bin ich so vielen Exhibitionisten begegnet. Ja, eine sehr prägende Zeit.

Nach diesem Jahr Auszeit war klar, dass ich Französisch studiere. Ich hatte das Gefühl, alles zu wissen und zu können, schließlich hab ich dort so richtig gelebt. Es war aber tatsächlich nur ein Gefühl. Die Sprachkurse auf der Uni hab ich mit Ach und Krach geschafft – da ging´s nämlich nicht um plaudern und Alltagssprache beherrschen, kommunizieren und sich verständigen können. Nein, der Großteil war Grammatik. Jeder Satz wurde hin und hergedreht, in alle Einzelteile zerlegt und zu Grunde diskutiert. Da hätt ich ja gleich das Dolmetsch-Studium machen können! Französische Grammatik hab ich Frankreich natürlich nie so richtig gelernt – also war mein Auslandsjahr nicht von Vorteil für´s Studium. Aber dafür für´s Leben – nur das zählt!

Mein zweiter Frankreich-Aufenthalt war ein Praktikum im Disneyland Paris. Tolle, sehr lehrreiche Zeit, in der ich viele Menschen aus aller Welt kennengelernt habe. So war ich für einen Sommer Marsmännchen von der Venus – weil Französisch haben da die wenigsten gesprochen.

Frankreich ist weit weg, keiner redet mehr mit mir Französisch und so kommts, dass ich die letzten Reste, die – in welcher Gehirnhälfte auch immer – hängengeblieben sind, gelegentlich raushauen muss. In diesem Sinne – à plus (bis boid), à demain (bis morgen), bisous & merci für´s fertig lesen…

1 comment:

  1. udo

    Ist es auch recht als halber Russe einen Prosetscho beim Lesen zu trinken und dabei eine Smart zu rauchen…zum bisher Gelesenen möcht ich gut burgenländisch sagen: i’m loving it!

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